Hinweis für den Vortrag am 22.Juli: Jan Lohl hat uns leider absagen müssen. Wir haben jedoch versucht einen würdigen Ersatz zu finden. Sebastian Winter wird an diesem Abend referieren über: „Lieber Kriegskind als Täterkind? Sozialpsychologische Überlegungen zur affektiven Funktion erinnerungskultureller Generationenkonstruktionen“
„Die deutschen Angehörigen der Geburtsjahrgänge 1930 bis 1945 sind derzeit als „Kriegskinder” Thema in den öffentlichen Diskursen. Generationstypische Symptome psychischen Leidens werden dabei oftmals „küchenpsychologisch” lediglich als Folge von „Traumatisierungen” durch den Krieg aufgefasst. Diese (Selbst-)Diagnose ist so eindimensional psychologisch nicht haltbar: Die Symptome haben ihre Ursache nicht nur in frühen Traumatisierungen durch den Krieg, sondern sind Folgewirkungen der nationalsozialistischen Erziehung einerseits, der „zweiten Schuld” (Giordano) der Eltern, die ihre Teilhabe an der verbrecherischen „Volksgemeinschaft” des Nationalsozialismus verleugneten und ihre Kinder den unbenennbaren „Leichen im Keller” und der „Last des Schweigens” (Bar-On) aussetzten, andererseits.
Beiden Aspekten wird in dem Vortrag nachgegangen. Dabei liegt das Augenmerk nicht individualpsychologisch auf einzelnen Familiengeschichten, sondern auf den kulturell-diskursiven Sinnstiftungsangeboten, durch deren Aneignung ein (Nicht-)Umgang mit der Geschichte gefunden werden kann.“