Am 11. September jährt sich die Bombardierung Darmstadts zum 70. Mal. Etwa 10.000 Menschen fanden in dieser Nacht den Tod. Immer wieder werden nicht nur in Darmstadt die Angriffe der Alliierten isoliert als schrecklichstes Ereignis der Stadtgeschichte dargestellt, ohne auf die Gründe und die Ursachen, nämlich den Nationalsozialismus, einzugehen. Die Luftangriffe sind eben nicht Zeichen einer willkürlichen Vernichtungswut der Alliierten an sich bzw. der britischen Armee im konkreten, sondern sollten die grausamen Taten des nationalsozialistischen Deutschlands und auch des nationalsozialistischen Darmstadts beenden. „Die Darmstädter_innen waren ebenso wie die Deutschen in der Mehrzahl überzeugte Faschist_innen und nicht von Hitler unterdrückte Marionetten, die keine andere Wahl hatten.“
Mit der Veranstaltungsreihe „Erinnern, Vergessen Verdrängen“ soll ein neuer kritischer Diskurs über die Darmstädter Geschichte ausgelöst werden und ein geschichts-revisionistischer Opfermythos, wie er zum Beispiel in Dresden Einzug genommen hat, verhindert werden.
Den Auftakt wird Melanie Hanel am 06. Mai um 18:30 im Karo5 der TU Darmstadt machen und über die herausragende Rolle der Technischen Hochschule in die nationalsozialistische Rüstungsforschung berichten. Diese historische Aufarbeitung wird Hannes Heer fortsetzen, wenn er über die deutsche Schuld durch den Vernichtungskrieg referiert. Marian Czura wird seinen Film „Er tanzte das Leben“ kommentieren. Stephan Grigat, Matthias Küntzel und Jan Lohl analysieren die Auswirkungen der deutschen Ideologie auf die Gegenwarts-Generation. Ein eher wenig beachtetes Thema stellt die Verfolgung der Sinti und Roma ’33 bis ’45 bzw. bis heute dar, welchem sich Markus End am 30. Juni annehmen wird. Komplettiert wird die Reihe von Philipp Schweizer, der die philosophischen Ansätze Walter Benjamins und Theodor Adornos und ihre Ansätze der Aufarbeitung der Vergangenheit betrachtet und wiederum von Melanie Hanel und Isabel Schmidt, die die Geschichte der jüdischen Studierenden an der TU zwischen ’33 und ’50 erzählen.